Stil (Spielzeit): Singer, Songwriter / Alternative / Rock (48:04)
Label/Vertrieb (VÖ): Parlophone (EMI) (30.03.12)
Bewertung: 7 /10
Graham Coxon Homepage
GRAHAM COXON, Mitglied und Gründungsmitglied von BLUR, hat mit seinem neuen Album „A+E" vor allem eines geschaffen, ein typisch englisches Album, vornehm wie die englische Teestunde und dreckig wie die englischen Hafenviertel. Die Engländer können Gitarren spielen und haben ein Händchen für gute Musik, so sieht es eben mal aus. Das GRAHAM COXON gebürtiger Niedersachse ist, hört man seinem Gesang und der Aussprache nicht mehr an. Ich liebe diesen Gesang, der sich irgendwo zwischen Brit Pop, altem echtem englischen Punk und neuer englischer Indiewelle einpendelt.
Wie schon der Albumtitel „A + E" erahnen lässt, ist GRAHAM COXON mit elektrischer und akustischer Instrumentierung unterwegs. Die Songs sind alle sehr eigen und wirken teilweise nicht wirklich fertig, was aber überhaupt nicht stört.. im Gegenteil! Songs wie der viereinhalb Minuten lange „City Hall" bauen sich auf einem ganz simplen Gerüst auf Elektrodrums und stupidem Bass auf, untermalt von Gitarrenfrickelei und dem Einsatz irgendwelcher Blasinstrumente. Dazu singt GRAHAM COXON immer wieder den gleichen Satz, noch dazu so seltsam abgemischt, als ob er im schallgeschützten Nebenzimmer eingesungen hätte. Trotzdem hat der Song eine mächtige Sehnsucht und Kraft, die mich berührt. Gekleckert statt geklotzt und das ordentlich. Der Song schaukelt sich langsam hoch, ohne eine richtige Finale zu haben.
„Knife In The Cast" ist etwas aufwendiger mit Melodie versehen, versagt sich aber auch jeglicher üblichen Songstruktur. Genau das macht ihn so interessant, wenn man erst mal hinter die Art von GRAHAM COXON gestoßen ist, dann macht das Album wirklich Spaß. Erinnert mich stellenweise an die Scheibe von JULIAN CASABLANCAS bzw. die langsameren Stücke auf dessen Soloalbum.
Das Konzept funktioniert mal mehr mal weniger gut, „Meet + Drink + Pollinate" ist jetzt nicht so gut gelungen, da es auf die Dauer etwas nervt, wenn er dann gänzlich auf Gesang verzichtet und schon fast spricht, das ist aber auch der einzige Skipfavorit auf dem Album.
Mit „Ooh Yeh Yeh" gelingt GRAHAM COXON dann schon ein richtiger Song im klassischen Sinne, der schon fast beatleske Anleihen hat und mit einer eingängigen Melodie richtiggehend überrascht. Mitsingparts und Klatscheinlagen bringen plötzlich richtig Stimmung, in die bis dato leicht psychedelisch angehauchte Bude.
Ebenso der Rausschmeisser „What'll It Takes", ein KILLER ähnlicher Einstieg geht über in einen, für GRAHAM COXON Verhältnisse, komplett durchdrehenden Sound der irgendwo sich irgendwo zwischen Atari Konsolensound und technoähnlicher Wiederholung einer Message einpendelt und irgendwie doch so klingt, als ob MAMBO KURT auf dem Keyboard loslegt. Seltsam aber gut.
GRAHAM COXON lässt sich ganz sicher nichts vorschreiben auf seinem neuen Werk. „A+E" ist das maximale Konzept, auf welches er sich beschränken will. Zu Ende der Songs zieht er einfach mal die Schnelligkeit aus den Songs, bis sie vollkommen zum Stehen kommen und erst dann merkt man, wie viel Dynamik teilweise in den Songs steckt. Wer kunstvolle Musik mit Gitarren und kuriosen Songstrukturen mag, der sollte die neue GRAHAM COXON mal antesten und Mainstreamfreunde sollten freundlich grüßen und weiterziehen.